Er war so groß wie immer, er sah grundsätzlich so aus wie immer, er wurde von der Pfarrjugend gemacht wie immer – nur der Zeitpunkt, der war nun wirklich außergewöhnlich: Dass der Fronleichnamsteppich in Freising erst zweieinhalb Wochen nach Fronleichnam zu sehen ist, das hat es seit den Zeiten des Hl. Korbinian vermutlich höchst selten gegeben, wenn überhaupt jemals. Und dass er nicht frühmorgens ausgelegt wurde, sondern am helllichten Tag, ebenfalls nicht. Das alles hatte in diesem Jahr aber einen guten Grund.
An Fronleichnam war das Wetter schlecht; am Vortag wurde deshalb beschlossen, Gottesdienst und Prozession in den Dom zu verlegen. Damit entfiel die unmittelbare ideelle Notwendigkeit, einen Teppich auf dem Marienplatz zu verlegen – zumal da die Kombination aus Regen und gefärbter Sägespäne keine gute ist.
Andererseits: Sollte die viele Vorarbeit umsonst sein? Das Motiv war ja entworfen, passend zum Korbiniansjahr, 25 Säcke mit Sägespänen waren gefärbt, die nun im Innenhof des St. Georgs-Hauses herumstanden und die man hätte wegschmeißen müssen. Und so beschloss die Pfarrjugend, an einem sonnigen Wochenende den Teppich doch noch auszulegen.
Dreimal wurde der Termin verschoben, am Sonntag, 16. Juni, war es so weit: Ein gutes Dutzend Jugendlicher, zumeist Ministranten aus St. Georg, legte den Teppich aus – dank einer Sondergenehmigung der Stadt. Aber anders als sonst nicht frühmorgens zwischen drei und sieben Uhr, sondern um 10 Uhr. Der große Vorteil: So betrachteten und fotografierten viele Freisinger nicht nur das Ergebnis selbst, wie sonst auch, sondern sie erlebten live mit, wie der Teppich entsteht und wie viel Arbeit und Mühe dahintersteht.
Das Motiv haben Antonia Draxler und Laura Zubek entworfen. Zu sehen sind: ein Korbiniansbär umgeben von den Bestandteilen des Logos des Korbiniansjahres in Form von Puzzleteilen, dazu das Motto „Quellen schaffen“ auf Deutsch und Kroatisch sowie die Logos der Stadtkirche Freising, der Pfarrjugend St. Georg und verschiedener Gruppierungen.
Gelegen ist der Teppich aber nicht lange: Um 22 Uhr traf sich noch am selben Tag eine Truppe Pfarrjugendlicher und kehrte das Kunstwerk wieder zusammen. Der Marienplatz musste der Stadt ja wieder besenrein übergeben werden. Und die Sägespäne ging am Ende den Weg, den sie jedes Jahr geht: auf den Wertstoffhof.
Fotos: Gabriel Albrecht, Kassian Stroh
Auch das Erzbistum München und Freising hat die Aktion auf Instagram begleitet: